Korsika stand schon lange auf unserem Wunschzettel für eine Urlaubsreise. Eigentlich fahre ich nicht so gerne in warme Regionen. Aber jetzt habe ich mich doch überreden lassen. Mittelmeer im fortgeschrittenen Frühjahr. Da sind die Temperaturen noch erträglich und die Nächte einigermaßen kühl. In diesem und den nächsten Teilen zeige ich Euch meine Eindrücke und habe auch den ein oder anderen Tipp für Euch…
Anreise und Unterkunft
Neben einer Flugreise, ist Korsika ganz gut von Süddeutschland aus mit dem Auto zu erreichen. Es gibt 2 wichtige Fährverbindungen: von Genua aus und von Livorno aus. Genua ist die längere Strecke auf dem Schiff (ca. 6 Stunden). Livorno geht schneller (ca. 3,5 – 4 Stunden). Dafür ist Livorno ca. 100 km südöstlich von Genua. Wir haben uns für die Hinfahrt Genua ausgesucht und sind Freitagabend von Südwestdeutschland (Baden) losgefahren. Die Fahrt bei Nacht war recht erholsam. Der Verkehr hielt sich in Grenzen, so, dass wir mehr als zeitig kurz vor Genua auf einem Parkplatz 2 Stunden geschlafen haben. Die Nachtigall auf dem Parkplatz hat uns ein Liedchen gepfiffen und so sind wir pünktlich im Hafen von Genua angekommen. Die Fähre startete um 8:30 Uhr und so haben wir das Frühstück auf der Fähre genossen. Vor allem Baden-Württemberger und Bayern waren auf der Fähre.
Die Fähre ist das erste Anzeichen von Urlaub. Das Auto ist abgestellt. Die Motoren brummen gleichmäßig, der Wind streicht über die Haut, die Sonne glitzert auf einem endlos erscheinenden tiefblauen Meer, das hinter der Fähre durch das Aufschäumen der Schiffschraube schneeweiß gefärbt wird. Genua verschwindet schnell am Horizont. Wir haben uns ein Plätzchen am Sonnendeck gesucht. Ab und zu gibt es Aufregung an der Reling, wenn in der Ferne ein Delfin aus dem Wasser springt. Das ist doch sehr entspannend.
Am späten Nachmittag erreichen wir Bastia. Bevor die Autos vom Schiff rollen vergeht wieder eine Weile. Dann geht erstmal gar nichts mehr. Bastia ist eng bebaut. Hat ca. 30 tausend Einwohner und mehrmals täglich spucken die riesigen Fähren hunderte Autos aus. Bevor die alle auf der 2 spurigen Ausfallstraße und durch die zahlreichen Kreisverkehre sind vergeht ein Weilchen. Aber schließlich schaffen es alle und wir biegen von der Hauptstraße N193 auf unsere Seitenstraße Richtung Borgo ab. Das Navi findet seinen Weg.
Schnell ist die Einfahrt zum Ferienhausgelände gefunden. Wir melden uns an der Rezeption und sind überrascht, dass der freundliche Mitarbeiter sogar englisch versteht. Er zeigt uns unseren Bungalow und wir sind gleich begeistert. Nach dem Einräumen der Taschen geht es natürlich erstmal an den Strand. Keine 100 m sind wir da. Uns erwartet ein grobkörniger aber Sandstrand. Herrlich! Und wir sind für uns. Und der erste Test des Wassers: frisch, aber durchaus angenehm.
Den Abend haben wir dann in der nahe gelegenen Pizzeria verbracht. Die Pizza war lecker, die Salate frisch und der korsische Rotwein süffig. Nebenbei haben die Einheimischen ihrem Abendsport gefrönt: Boule. Was man dazu braucht war zwischen Pizzeria und Supermarkt zu finden: eine ebene, plane, gesandelte Fläche. Und die Stärkung gibt’s in der Pizzeria.
Den ersten Tag vor Ort haben wir der Erholung gewidmet.
Wanderung im Nebbio
Den Urlaub nur am Strand zu verbringen war noch nie mein Ding und Korsika ist definitiv zu schön, um inaktiv die Zeit zu verbringen. Also ging es am Pfingstmontag in die Berge westlich von Bastia. Es gibt durchaus höhere Gegenden auf Korsika. Aber trotzdem steigen sie hier von Meereshöhe auf bis zu 1300 m über dem Meer. Das Nebbio ist eine vor allem von Hirten genutzte Landschaft. Und bei Rutali gibt es eine Region, wo viele kleine Hirtenhütten übriggeblieben sind. Diese sind nur aus Steinen der Umgebung gebaut. Selbst die Dächer sind aus kunstvoll übereinander geschichteten dünnen Steinplatten konstruiert und offensichtlich sehr stabil. Die Hütten sind über einen Wanderweg miteinander verbunden: den „Tra aghje e pagliaghji“. Es gibt in dieser Region viele auch im Sommer wasserführende Quellen und ein Bewässerungssystem, das den Hirten genügend Wasser für ihre Tiere bietet. All das ist heute nicht mehr ganz so leicht zu erkennen, da alles von einer hochwachsenden Farnsorte überwuchert wird.
Im Wald trifft man immer wieder auf abgestorbene Bäume und Baumstümpfe. Diese sind mit geschnitzten Gesichtern oder ganzen Körpern verziert worden. Das gibt dem Wald einen ganz mystischen Charakter und lässt einen gespannt nach der nächsten Baumschnitzerei suchen.
Auf einer Waldlichtung in der Nähe einer der Steinhütten lädt eine Lichtung zur Rast ein. Rund um diese Lichtung sind besonders viele Schnitzereien zu finden. Mehrere Sitzmöglichkeiten unter den Bäumen laden zum Verweilen ein.
Der Rückweg verlief wieder über verschiedene Hügel und es bieten sich wunderschöne Ausblicke bis St. Floriant an der Westküste Korsikas gelegen. Der Wasserreichtum dieser Ecke zeigt sich denn auch in verschiedenen Seen und einem Stausee talwärts.
La Canonica (Mariana)
Kurz bevor wir unser Feriendomizil erreichen, entdecken wir die mittelalterliche Kathedrale „La Canonica“. Sie wurde in der heutigen Form 1119 vom Bischof von Pisa geweiht. Vorgängerkirchen können bis ins 5. Jahrhundert datiert werden. Es ist das größte romanische Kirchenbauwerk auf Korsika und überragt die Eben am Meer doch sehr eindrucksvoll. Der Bau ist sehr einfach gehalten, ohne viel Schmuck und wirkt deshalb allein durch seine Größe. Das Dach wird von einer Holzkonstruktion getragen. Der ursprünglich vorhandene Turm ist nur noch als quadratischer Raum erkennbar, der kaum das Dach erreicht.
Die Einfachheit des Innenraums beeindruckt sehr. Allerdings ist links vorne eine wunderschöne Frauenstatue aus Bronze, die auf einem Schiff steht und gerade einer weißen Friedenstaube die Freiheit schenkt. Das Ensemble steht auf einem Podest und es sieht aus als flöge die Taube genau zum Kreuz über dem Altar.
Der Tag unseres Besuches ist der Pfingstmontag. Dass wir den Raum haben betreten können ist nachträglich betrachtet ein großes Glück gewesen. Die Kathedrale ist das ganze Jahr über geschlossen und nicht zugänglich außer: am Pfingstmontag!
Rund um die Kathedrale befand sich zu Römerzeiten die Stadt Mariana. Davon wurden einige Bereiche direkt neben der Kirche ausgegraben und sind jetzt frei zugänglich. Sehr beeindruckend.
Den Tag lassen wir nach einem Bad im Meer auf dem Balkon unserer Ferienwohnung ausklingen.
Bastia
Tags darauf ist das Wetter instabil. Strand geht nicht und im Nebel in den Bergen rumzulaufen ist ebenfalls nicht sehr verlockend. Also fahren wir die 30 Minuten nach Bastia und schauen, ob die Stadt mehr als Fähren und Autos zu bieten hat.
Das Auto haben wir im Parkhaus an der Zitadelle stehen lassen und haben uns zunächst den Stadtteil „Terra Nova“ rund um die Zitadelle angesehen. Hier gibt es viele enge Gässchen und 2 direkt nebeneinanderliegende Kirchen. Die „ Eglise Sainte Marie“ und die „ Chapelle Sainte-Croix“. Letztere war geschlossen. Natürlich sind wir in die Heilige Marien Kirche hineingegangen. Kirchen sind Orte der Ruhe und zeugen auch immer vom Lebensumfeld der Einwohner. In Bastia spielen das Meer und die harten Lebensbedingungen eine große Rolle.
Vor dem Museum und dem Palast des Gouverneurs haben wir erstmal einen Cappuccino getrunken bevor wir über einen schönen Spazierweg hinunter zum „Vieux Port“, dem alten Hafen gelaufen sind. Hier liegen neben einigen Fischerbooten vor allem Segel- und Motoryachten. Überragt wird das Ganze von der „Eglise Saint Jean Baptiste“. Weiter sind wir zur „Terra Vecchia“, dem tiefer gelegenen Stadtteil von Bastia, gelaufen, zum auf den Place Saint Nicolas. Dies ist ein weitläufiger Platz mit Bäumen und einem sehr auffälligen Denkmal Napoleons. Außerdem hat man einen schönen Blick auf das Kommen und Gehen der Fähren im Fährhafen.
Für den Rückweg haben wir die Einkaufsstraße „Boulevard Paoli“ gewählt. Dabei kommt man an sehr prachtvollen Geschäften vorbei und immer wieder an Treppen, die wunderschön mit prachtvoll blühenden Oleanderbüschen und Brunnen geschmückt sind. Diese führen in die höher gelegenen Stadtgebiete.
Auf dem Weg zurück sehen wir leider Gebäude, die einstmals schön waren, in einem schrecklich verfallenen Zustand. Auf der anderen Seite aber auch Gebäude, die schön renoviert wurden. Dass hier alles Geschichte atmet und zum Teil sehr alt ist gibt der Stadt einen besonderen Flair. Aber wenn die Gebäude fast schon baufällig wirken ist das schade und zeigt, dass hier wirklich das Geld fehlt, um das Notwendigste zu erhalten.
Zurück am Parkhaus bietet sich ein schöner Blick auf´s Meer inklusive Segelschiff. Und die düsteren Wolken über den Bergen geben dem Ganzen eine ganz besondere Stimmung.
Fazit
Unsere ersten Tage auf Korsika waren sehr abwechslungsreich: Strandleben, Wanderung in Farn- und Waldgebieten, eine romanische Kathedrale mit römischen Ausgrabungen und eine pulsierende Stadt, die von den meisten als Startpunkt eines Korsikaaufenthalts genutzt und vielfach verkannt wird. Mal sehen was uns als Nächstes erwartet. Wir haben uns schon in den ersten Tagen sehr wohl gefühlt. Neben der vielfältigen Landschaft hat uns das Klima Anfang Juni sehr zugesagt. Die Lufttemperaturen liegen meist zwischen 25 und 28°C. Das Meer war noch recht erfrischend mit ca. 21° C, aber angenehm. Die Strände südlich und nördlich von Bastia bestehen überwiegend aus grobkörnigem Sand. Das Wasser ist deshalb, aber trotz Sandstrand, sehr klar und sauber.
Tipps
Als Reiseführer haben wir den Korsika Reiseführer von Wolfgang Kathe aus dem Reise know-how Verlag verwendet. Die Wanderungen haben wir aus dem Korsika Wanderführer von Christoph Berg aus dem Michael Müller Verlag. In beiden Büchern sind tolle Wanderungen und viele zusätzlich Informationen enthalten.
Unsere Ferienwohnung haben wir online über Interchalet gebucht.
Und die Fährverbindungen haben wir uns Ocean24 unter besorgt.