Département Aube – Französische Provinz ! ?

Das Schloss – Brienne le Château

Seit ca. 5 Jahren bin ich regelmäßig 2 – 3 mal pro Jahr beruflich in Frankreich unweit von Troyes im Département Aube südlich der Champagne. Da der Weg recht lang ist, reise ich am Tag zuvor an und habe oft Gelegenheit am Abend die Gegend ein wenig kennenzulernen. In diesem Beitrag zeige ich euch ein paar Bilder aus der Gegend.

Ich fahre meist das erste Stück auf der A4 Richtung Metz und biege dann auf die N4 Richtung Paris ab. Die ist zu großen Teilen 4 spurig ausgebaut. Man kommt gut voran und sieht etwas mehr von der Landschaft und kommt vor allen Dingen an kleinen Orten vorbei, in denen man oft das Gefühl hat, die Zeit sei stehen geblieben.

Frankreich ist in seiner Struktur wesentlich ländlicher geprägt als Deutschland. In Deutschland sind Dörfer mit weniger als 200 Einwohner selten. In Frankreich gibt es sie noch häufig. Und obwohl sie winzig sind, gibt es alles was zu einem Dorf gehört:

  • eine Kirche (Église),
  • ein Rathaus (Mairie),
  • den Friedhof (Cimetière) und
  • das Gasthaus.

Piney – Kirche Saint Martin

Rathaus (Mairie) von Piney

Oftmals ist in der Nähe des Dorfes ein altes Gehöft oder ein schlossähnliches Anwesen. Oft sind diese aber schon am Verfallen. Und da das Beseitigen von Ruinen ein teurer Spaß ist bleiben die Ruinen einfach stehen bzw. verfallen vor sich hin. Das ist schade, gibt den Straßen aber einen ganz eigenen Charakter.

Piney – Tabac

Natürlich gibt es auch Städte wie Brienne –le-Château, die genial angelegt sind. Wenn man die Hauptstraße nimmt, sieht man schon aus einigen Kilometern Entfernung das Schloss, das auf einem frei stehenden Berg steht. Der ist nicht hoch, aber so hoch, dass das Chateau von Weitem zu sehen ist. Und das Schloss obenauf überragt alles. Klasse!

Straße zum Schloss von Brienne

Eine Besonderheit in der Gegend ist die Fachwerk-Architektur. Das sieht vollkommen anders aus als in Deutschland. Das Fachwerk erinnert mehr an die Tudor Fachwerkbauweise in England. Die Balken sind in kleinen Abständen über die ganze Geschosshöhe gezogen und mit wenigen Schrägbalken verbunden. Das gibt dem Fachwerk eine schlanke hohe Struktur.

Fachwerkhaus in Piney

Eine weiter Spezialität hier sind die Markthallen. Das sind riesengroße überdachte Marktplätze. Sieht im Prinzip aus wie eine große Scheune, diente aber dazu den Markt im Trockenen stattfinden zu lassen. Das ist sehr beeindruckend, wenn man das mitten im Dorf sieht.

Piney – Markthalle

Piney – Markthalle

Lesmont- Halles des Fete

Piney – Markthalle kurz vor Sonnenaufgang

Die Kirchen sind meist relativ klein aber oft sehr alt. Man sieht ihnen an, dass sie einiges an Geschichte gesehen haben. Und: sie sind oft sehr an die sonstige Bauweise angepasst. Nicht selten wird auch hier Fachwerk verwendet. Überall an den Straßen findet man Hinweisschilder auf Kirchen aus dem 12 – 16 ten Jahrhundert. Manche sind noch in Gebrauch, andere sehen schon sehr baufällig aus und werden wohl nur noch als Unterstellmöglichkeiten von den Gemeinden genutzt.

 

Frankreich ist immer noch geprägt von seinen historisch bedeutenden Persönlichkeiten wie z.B. Napoleon. Und ist er mal in einem Ort über Nacht geblieben, kann man davon ausgehen, dass an dem Haus seiner Übernachtung ein Schild hängt.

Piney – Pavillon des Luxembourg

Aber nicht nur die französische Geschichte lässt sich immer wieder erkunden. Auch die Französisch – Deutsche Geschichte und hier vor allem die gegeneinander geführten Kriege, werden in Denkmälern und Gedenkstätten überall gegenwärtig. Auf der Autobahn sieht man rund um Verdun überall große Friedhöfe mit unzähligen Grabsteinen von Soldaten und bald jeder Ort ehrt seine Toten der Weltkriege mit Tafeln und Denkmälern. Sie helfen hoffentlich, die Erinnerung wach zu halten und in Zukunft das in Europa und insbesondere zwischen Frankreich und Deutschland erreicht zu erhalten!

Kriegsdenkmal in Juzanvigny

Bei meinem letzten Besuch treffe ich ein englisches Ehepaar aus der Gegend nördlich von London. Wir sind schnell ins Gespräch gekommen. Und dabei bringen Sie zum Ausdruck, dass ihnen die Vorstellung des „Brexit“ gar nicht behagt. Die beiden sind oft in Frankreich, Italien und anderen europäischen Ländern unterwegs und genießen die Freiheiten dort. Vielleicht sind uns viele der Errungenschaften der europäischen Einigung schon viel zu selbstverständlich geworden als das wir sie noch als das schätzen, was sie sind?

 

In der Gegend gibt es noch eine große Zahl an Landstraßen, die als Alleen angelegt sind. Die Straßen sind kilometerlang meist beidseitig mit Bäumen gesäumt. Das gibt der Landschaft, die ansonsten recht eintönig leicht hügelig ist, eine Struktur. Ich finde dies sehr schön!

Allee im Nebel

Ville au Bois – Romanische Kirche

Montier en Der – Kirche

Auzon les Marais – Kirche

Brevonnes – Kirche

Juzanvigny-Kirche

Fazit:

Das Département Aube kommt auf den ersten Blick recht unscheinbar daher. Viel weites, leicht hügeliges Land, das geprägt wird von riesigen Acker- und Wiesenflächen. Hier stehen viele Windräder. Da Charme der Gegend wird offenbar, wenn man sich abseits der größeren Straßen bewegt. Winzige verschlafene Orte mit uralten Gebäuden, Kirchen und kleinen Herrenhäusern oder gar Schlössern, lassen sich entdecken. Allerdings prägen auch viele verfallene Gebäude und ganze Gehöfte, die nur noch Ruinen sind die Gegend. Wer ein wenig Muse mitbringt kann aber Schönes entdecken.

Tipp:

Das Hotel Le Tadorne

Für die Übernachtung kann ich das Hotel Le Tadorne  (was übrigens „Die Brandente“ heißt)empfehlen. Ein altes Fachwerkhaus mit gemütlichen, modernen Zimmern. Ein Restaurant ist mit dabei und sogar das Frühstück ist lecker. Die Preise sind in Ordnung.

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2 Kommentare

  1. Sehr ausdrucksstarke und stimmungsvolle Bilder. Interessant finde ich das Fachwerk und aussergewöhnlich die Festhalle, durch die man mit dem Auto fahren kann. Schön, dass du deine beruflichen Reisen mit Fotografie kombinieren kannst. Weiter so!

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