Ich weiß noch ziemlich genau, wann ich das erste Mal ein Nordlicht auf einem Bild gesehen habe: Es war ein Bildband von Hans Haas in den 70er Jahren. Da muss ich noch in der Grundschule gewesen sein. Das Bild hat mich sehr in seinen Bann gezogen. Was sind das für Lichter am Himmel? Warum sehen Sie so zerfranst aus? Was hat es damit auf sich? Aufgrund der riesigen Bilderflut im Internet sieht man die Bilder seit einigen Jahren immer häufiger und daher wurde meine Sehnsucht größer, dieses Schauspiel einmal selbst zu erleben und zu fotografieren. Wie ich diesen Traum verwirklichte, könnt Ihr in diesem und den nächsten Beiträgen lesen und sehen…
Reisen zu den Nordlichtern werden inzwischen von einigen Reiseveranstaltern angeboten. Da mich das Thema Zeitraffer seit einigen Jahren beschäftigt, war ich sofort begeistert, dass Gunther Wegner das Thema Nordlichter aufgegriffen hat und als Fotograf mit Gruppen in den hohen Norden reist. Organisiert wird das Ganze über Zoom Expeditions von Martin Skjeldal und in Norwegen von Vidar Lindrupsen von Creative Vacations. Leider konnte ich keinen der ersten Termine wahrnehmen. Als er für diesen Winter im Februar 2 Wochen anbot, war es endlich soweit: Ich habe mich angemeldet. Das Abenteuer konnte beginnen und ich fieberte voller Ungeduld auf diese Woche hin. Vorbereitungen mussten getroffen werden, die Ausrüstung von Mensch und Technik an die uns erwartende Kälte angepasst werden.
Equipment
Welche Technik nehme ich mit? Diese Frage hat einiges an Zeit gekostet. Ich hätte gerne mehr mitgenommen. Aber letztlich musste ich mich sehr einschränken. 8 kg Handgepäck sind mit Fotoequipment rasch erreicht. Also musste ich mich sehr einschränken bzw. im Koffer einiges verstauen. Letztlich habe ich meine
- NIKON D750 Kamera mit den Objektiven
- Sigma 20 mm f1,4 Art, das
- Nikon 50mm f1,8, das
- Nikon 105 mm f2,8 und mein
- 18 – 200 mm f3,5 – 5,6 dabeigehabt.
Außerdem ein
- Cullmann-Stativ, einen
- Filter ND3,0 (1000) mit Halter für das Sigma 20 mm und vor allem meine Zeitrafferausstattung bestehend aus einem
- Nico Slider 120 cm,
- 2 x MDK V 5 mit dem MDK Controller.
Dazu habe ich 3 Nikon Akkus und ein 23 Ampere Stunden Powerpack mitgenommen. Hinzu kamen diverse Kleinteile wie Speicherkarten, eine externe Festplatte, das Notebook usw.
Für mich selber habe ich Merinounterwäsche besorgt und sogenannte Klappfäustlinge als Handschuhe besorgt. Eine Merinomütze sowie eine Gesichtsmaske vom Skifahren hat ebenfalls gute Dienste geleistet. Vom Veranstalter haben wir Thermo Overalls sowie zweiteilige Winterschuhe bekommen.
Anreise
Ich bin in 2 Etappen nach Tromsö geflogen: von Frankfurt nach Oslo und von dort nach 1,5 Stunden weiter nach Tromsö. Die insgesamt 3,5 Stunden Flugzeit waren ok. Leider ist es immer ein Abenteuer, mit Fotografenausrüstung zu fliegen. Ich wurde in Frankfurt ziemlich ausführlich überprüft und es hat einige Überredungskunst erfordert, meinen Slider mit in die Kabine nehmen zu dürfen. Das Teil konnte aber einwandfrei im Handgepäck untergebracht werden. Komischerweise war das beim Rückflug gar kein Problem. In Tromsö haben sich dann schnell die 6 Teilnehmer der Tour bei unserem Norwegen Guide Vidar Dons Lindrupsen von Creative Vacations zusammengefunden. 2 Schweizer Teilnehmer aus Zürich und 4 deutsche Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Gunthers Flug hat sich verspätet also sind wir zunächst mit Vidar zum Supermarkt gefahren. Erste Aufgabe für die Teilnehmer: Einkaufen für Abendessen und Frühstück! Eingeräumte Zeit: 15 Minuten! 6 Männer, die sich vorher nie begegnet sind müssen sich zusammenraufen. Wider Erwarten hat das super geklappt. Kurze Bedenkzeit, was es zum Abendessen gibt und was ist fürs Frühstück erforderlich. Nach kurzer Orientierung und Unterstützung durch Vidar war der Wagen rasch gefüllt und die gesetzte Zeit um nur 5 Minuten überschritten. Erste Herausforderung gemeistert.
Unterkunft
Dann ging es in südlicher Richtung von Tromsö aus zu unserem Ferienhaus. Wunderbar gelegen ca. 100 m oberhalb des Balsfjorden gegenüber der Insel Ryoya beim Ort Larseng. Das Ferienhaus hieß uns mit seiner heimeligen Atmosphäre und Einrichtung herzlich willkommen. Es war eigentlich mehr wie nach Hause kommen. Im Vorraum hieß es Schuhe ausziehen. Die Vermieterin gibt eine kurze Einweisung. Die nächste Hürde hieß: Zimmer aufteilen. Das Kriterium: wer ist Schnarcher und wer nicht. Das ging schnell über die Bühne und ist ganz gut gelöst worden.
Danach haben wir die Zimmer bezogen und in der Küche das Abendessen zubereitet. Zwischenzeitlich ist Gunther zu uns gestoßen und während des Abendessens haben wir uns ein wenig kennengelernt.
Nordlichter? Nordlichter!
Irgendwann nach dem Essen ist dann mal jemand auf die Terrasse gegangen und kommt direkt wieder herein mit dem Ausruf: Da sind Nordlichter! Da gab es dann kein Halten mehr. Alle haben sich was Warmes angezogen und sind erstmal raus. Und tatsächlich über der Straße oberhalb des Hügels war das erste Nordlicht als senkrechter Streifen zu sehen. Zunächst hell, dann etwas verblassend. Nach einem Moment des Staunens, haben wir unsere Fotoapparate eingestellt, die Stative geschnappt und sind zu unserer ersten Foto Tour runter an den Fjord aufgebrochen.
Am Wasser steht ein Bootsschuppen, der dann auch direkt einen schönen Vordergrund bildete für einen ersten Zeitraffer. Über dem Fjord zeigte sich auch wieder ein langgestrecktes Nordlicht. Die Nordlichter zeigen ein ganz eignes „Leben“: mal sind sie ganz schwach ausgeprägt und verblassen zusehends. Mal werden sie stärker und beginnen heller und intensiver werdend am Himmel zu tanzen. Wie sich das entwickelt, ist nicht vorhersehbar.
So war es auch am ersten Abend. Nachdem sich das Nordlicht über dem Fjord verflüchtigt hat, war es erstmal ruhig. Einige von uns sind dann aufgrund der Temperaturen lieber wieder reingegangen. Fabian und ich blieben draußen und einige Minuten später tauchte das Nordlicht wieder auf und drehte dann so richtig auf. Genau über unserem Ferienhaus startete ein Lichtspektakel in rasender Geschwindigkeit, besonders hell und mit schnellen Bewegungen. An den Säumen tauchten violette Streifen auf. Da die Kameras noch eingestellt waren haben wir auch dies einfangen können.
Das war natürlich für den ersten Abend ein toller Start und so war direkt für Gesprächsstoff und gute Stimmung gesorgt. Wir unterhielten uns in gemütlicher Atmosphäre noch den Abend lang. Stießen mit einem Gläschen Talisker Single Malt Whisky auf die vor uns liegende Woche an und lauschten Gunther, der uns mit einigen Tipps und Hinweisen das Fotografieren von Nordlichtern erklärte. Hier gibt es noch mehr Nordlichtbilder (Galerie Nordlichter).
2. Tag
Nach ausgiebigem Frühstück haben wir morgens die nähere und weitere Umgebung des Ferienhauses erforscht. An Motiven gibt es keinen Mangel. Sei es das Fjordufer mit dem Bergpanorama als Hintergrund oder die mit Eis überzogenen Felsen direkt neben der Straße. Unweit unserer Ferienunterkunft befindet sich ein kleiner Leuchtturm und auf dem Weg dorthin passiert man ein Fischverarbeitungsunternehmen. Das Wetter passt ebenfalls. Kein Wölkchen am Himmel und trotzdem angenehmes Licht durch die tiefstehende Sonne. Die Sonnenscheindauer Ende Februar entspricht in etwa der Sonnenscheindauer in Süddeutschland zur Wintersonnenwende also ca. 8 Stunden.
Die ersten 2 Tage waren toll. Was ich in den folgenden Tagen und Nächten erlebt habe erfahrt Ihr im 2. Teil meines Berichtes über meine Winterreise zu den Nordlichtern…
Lieber Andreas – mal wieder und wie immer: fantastische Bilder !
Danke Dir Christiane!
Ich meine sogar, dass wir es in den 15 min. geschafft haben einzukaufen 😉
Lieber Andreas, danke für die tollen Bilder und den prima Bericht. Ganz Klasse.
Hallo Sabine.
Danke schön. Der 2. Teil ist in Arbeit.
Gruß Andreas
Mei Andreas,
jetzt habe ich es endlich geschafft, Deinen Bericht mal in Ruhe anzuschauen.
Das ist ja echt umwerfend. Super Bilder und bestimmt eine eindrückliche Erfahrung. So unter Männern. Ungestörtes Fachsimpeln. Warst Du bei den Schnachern?
Jedenfalls bin ich auf den zweiten Teil gespannt.
Selbst wenn ich nicht auf Nordlichtjagd gehe, muss ich da im Winter unbedingt mal hin. Schönes Wetter ist da aber bestimmt nicht garantiert, oder?
Viele Grüße aus München und viel Spaß beim Sichten der Schätze auf den Speichermedien…..
Horzi
Hallo Michael, ich habe gut geschlafen…
Wir hatten Riesenglück mit dem Wetter, das stimmt. Aber ein guter Guide findet immer ein Fleckchen Himmel zwischen den Wolken.
Gruß
Lieber Andreas,
toll, wenn Träume wahr werden! Danke für die tollen Bilder und deinen Bericht. Bin schon gespannt auf deine nächsten Aktionen.
Uli
Danke Dir! Es kommt noch ein Film mit Zeitraffern.
Gruß Andreas