Norwegen – Kvaløya und Lyngenfjord – Teil 2

Berge im Abendrot

Nachdem ich in Teil 1 über meine Ankunft und die ersten beiden Tage in Norwegen berichtet habe, möchte ich Euch im 2. Teil erzählen wie unsere Touren zu den unterschiedlichsten Plätzen zur Nordlichtbeobachtung ablaufen.

Am Abend des 2. Tages holt uns Vidar von Creative Vacations so gegen 17 Uhr ab. Wir fahren zunächst die Einkäufe erledigen und dann zum Abendessen. Es gibt frischen Lachs gekocht mit leckerer Soße und Gemüse sowie Salat. Fisch schmeckt am Meer einfach am besten. Als Nachtisch gibt es Eis mit Espresso. Ein echter Wachmacher für die bevorstehende Nacht.

Ausrüstung

Anschließend werden wir mit Winteroveralls ausgestattet. Diese sind äußerst praktisch, mit vielen Taschen und Möglichkeiten etwas zu verstauen. Aber am wichtigsten ist: sie halten sehr gut warm. Außerdem bekommen wir Winterschuhe, die aus einem Außenschuh und einem Filzinnenschuh bestehen. Diese Ausstattung wird uns den Rest der Woche gute Dienste leisten, wie wir bald merken sollten.

Unterwegs auf Kvaløya

So gegen 20 Uhr sind wir dann auf die Insel Kvaløya gefahren und dort am ersten Spot ausgestiegen. Da hieß es dann erstmal ein nettes Plätzchen finden, Ausrüstung aufbauen, Kameraeinstellungen vornehmen, Zeitrafferequipment einstellen und starten. Anfangs fällt das doch recht schwer im Dunkeln. Am besten geht es zu Beginn mit einer Stirnlampe. Wobei Gunther zurecht großen Wert darauf legt, dass Licht so sparsam wie möglich eingesetzt wird. Jede Lichtquelle wirkt auf unseren Aufnahmen störend und sollte deshalb vermieden werden. Da auch alles Mögliche Zubehör heutzutage mit irgendwelchen LEDs bestückt ist, haben wir auch diese durch Abkleben verdunkelt.

Nachdem alles aufgebaut und bereit ist, heißt es erstmal warten. Doch nicht lange und die ersten Nordlichter lassen sich blicken. Jetzt heißt es Entscheidungen treffen: Macht man besser Einzelbilder oder entscheidet man sich für Zeitrafferaufnahmen. Die Zeitrafferfotografie hat bezüglich der Nordlichter den Vorteil, dass man auch die Bewegung darstellen kann. Der Nachteil ist jedoch, dass vorher entschieden werden muss in welche Richtung das Equipment aufgebaut wird. Das kann unter Umständen schon mal am eigentlichen Geschehen vorbei gehen. Andererseits kann aus der Vielzahl der gemachten Aufnahmen anschließend in Ruhe auch das schönste Bild als Einzelbild herausgesucht werden. Aus diesem Grund lag für mich auf der Hand, überwiegend auf das Aufnehmen von Zeitraffersequenzen zu setzen.

Einstellungen der Kamera

Bei der Einstellung der Kamera für die Zeitraffer von Nordlichtern ist folgendes zu beachten: Die Nordlichter bewegen sich mit großer Geschwindigkeit über den Himmel. Das bedeutet, dass die Strukturen umso stärker verwischen je länger die Belichtungszeiten sind. Außerdem ist es schöner anzuschauen, wenn sich die Nordlichter im fertigen Film nicht zu hektisch, sondern eher fließend bewegen. Deshalb ist es sinnvoll auch beim Intervall möglichst kurze Zeiten anzustreben.

Für diese beiden Voraussetzungen sind die Bedingungen während der Woche unseres Aufenthaltes ideal, da der anfangs halbe bis dreiviertel volle Mond es des Nachts doch relativ hell werden ließ. Außerdem förderlich war der hervorragende Sensor meiner Kamera und ein lichtempfindliches, auch bei Offenblende scharfes, Weitwinkelobjektiv. So konnte ich mit dieser Kombination Belichtungszeiten von 1 – 2 Sekunden und Intervalle von 2 – 4 Sekunden erreichen. Die ISO-Zahlen lagen zwischen 800 und 3200.

In der ersten Nacht waren wir am Nordufer des Sees namens Storvatnet nahe Tromvik sowie am Fjord. Ich muss gestehen, ich war zunächst etwas skeptisch den See überhaupt zu betreten. In der Rheinebene frieren die Seen manchmal zu. Meist sind aber die Frostperioden nur kurz und so passieren immer wieder Unfälle. Das prägt. Vidar bemerkte meine Skepsis und zeigt mir an einer Stelle, wie dick das Eis ist: mehr als 80 cm war die Eisdecke! Da können sogar LKWs drüberfahren.

So haben wir uns als Gruppe auf dem See verteilt und unsere Stative aufgestellt. Ein wenig nach den anderen muss geschaut werden, damit nicht versehentlich ein Stativfuß im Bild ist.

3.Tag

Am 3. Tag waren wir zunächst am Ersfjordbotn, um anschließend an das Südende des Vågbotn zu fahren. Dort waren 2 sehr unterschiedlich schöne Plätze nahe beieinander . Unten am Strand stehen ein paar kleine knorrige windzerzauste Birken oberhalb des Strandes. Das bietet einen sehr schönen Vordergrund. Im Hintergrund öffnet sich der Vågbotn und wird am Horizont von einer Bergkette geschmückt. Hierüber tanzten dann die Nordlichter.

Am Ufer des Vagbotn

Gegenüber, nach Überquerung der Straße und ein paar Meter höher, liegt hinter einem Wall ein flacher See, aus dem einzelne Steine durchs Eis ragen. Auch dies ergibt einen skurrilen spannenden Vordergrund. Außerdem spiegeln sich die tanzenden Nordlichter sehr schön auf dem spielglatten Eis. Aber beim Überqueren der Eisdecke muss man höllisch aufpassen, mit der Ausrüstung nicht zu stürzen, denn das kann teuer und schmerzhaft werden.

Am See der Steine

Das ist schon ein eigenartiges Gefühl, mitten auf einem zugefrorenen See zu sitzen oder zu liegen. Über einem funkeln die Sterne vom blanken Firmament. Und über dem nördlichen Horizont tanzen die Nordlichter, mal schwächer, mal stärker. Das Fotografieren von Zeitraffern bietet durch die automatisierte Technik die Muße dies sehr intensiv aufzunehmen.

Tagestour entlang des Lyngenfjord

An der Fähre bei Breivikeidet

Am 4. Tag sind wir morgens aufgebrochen und auf der E8 und ab Fagernes auf der Straße 91 zunächst bis zum Fähranleger Breivikeidet in östlicher Richtung gefahren. Die Zeit bis die Fähre kommt haben wir in der Nähe der Anlegestelle mit Fotografieren verbracht. Motive gibt es überall. Die Überfahrt geht schnell, so, dass wir die Zeit auf Deck verbracht haben. Das geht mit unseren Thermoanzügen ganz wunderbar. Und die Sonne wärmt auch ein wenig. Von Svensby sind wir dann nach Norden weitergefahren. Am See Jægervatnet haben wir Station und Gunther hat ein paar Aufnahmen mit seiner Drohne gemacht. Vidar hat uns mit einem Sandwich sowie Tee und Kaffee versorgt.

DIe Fähre öffnet sich…

Fähre und Berge

Weiter ging es zum nördlichsten Punkt unserer Reise: Russelv. Von hier sind es noch ca. 200 km bis zum Nordkap in nordöstlicher Richtung. Nördlich von uns liegen noch ein paar Inseln im Meer. Hier hat man ein Gefühl von Weite und Leere. Alles wirkt unberührt und einsam.

In der Gegend von Russelv

Russelv

Gegen Nachmittag, die Sonne steht schon wieder sehr tief, machen wir uns auf den Weg Richtung Süden. Auf verschlungenen Wegen entlang der Fjorde fahren wir nach Oteren und dann ins Tal der Oter. Bevor wir wieder Nordlichter jagen, kehren wir in einem Restaurant ein und essen ein paar landestypische Gerichte wie zum Beispiel Rentier oder Fisch. Lecker!

Unser erster Platz ist ein See unterhalb des Otertind. Das ist ein sehr charakteristischer Berg, dem wir den Spitznamen „Toblerone Berg“ gegeben haben, da er ein wenig dem Schweizer Matterhorn mit seiner pyramidenartigen Spitze ähnelt (Herzliche Grüße an meine schweizerischen Fotografenkollegen Thomas und Willi!).

Der See auf welchem wir uns zum Fotografieren niederließen war ebenfalls wieder dick zugefroren. Das Eis war jedoch nicht milchig, sondern durchsichtig wie Glas. So konnte man sehr gut die Dicke sehen. Die erste Eisschicht muss sich wohl bei Windstille gebildet haben und da der See schon etwas im Landesinneren liegt, ist wohl auch nicht viel Schnee darauf gefallen. Dass wir nur ca. 30 km von der schwedischen Grenze entfernt waren haben wir auch an den Temperaturen zu spüren bekommen. Während es an den ersten Tagen tagsüber ca. -5 bis -7 °C tagsüber waren und nachts ca. -10°C waren es heute Nacht an manchen Stellen -20°C und auf dem See so ca. -15°C. Aber die Kleidung hat prima funktioniert.

Was ebenfalls toll funktioniert hat, war die Kameratechnik und hier insbesondere die Akkus der Kameras. Wir haben zum Teil den ganzen Abend mit einem Akku mehrere tausend Bilder für Zeitraffer gemacht. Ohne Murren, ohne Probleme. Ich hatte mir in Erwartung von Problemen diesbezüglich einen 3. Akku besorgt. Ich habe diesen nicht benötigt. Anders verhielt sich dies mit diversen Powerpacks, die wir dabeihatten. Sowohl mein 23 Ah Powerpack als auch das von Gunther haben die Arbeit bei diesen Temperaturen verweigert. Zum Teil ließen sie sich nur im Haus nach Anschluss ans Netz wieder starten. Da sieht man mal, dass die Kameraherstelle ihre Technik offensichtlich tatsächlich auf solche Bedingungen auslegen.

Auf der Rückfahrt, die dann doch recht lang war, haben wir uns darin geübt, im Auto auf kurvenreicher Strecke zu schlafen bzw. vor sich hinzudösen. Zu sehen gibt es nachts sowieso nichts, wenn die Scheinwerfer an sind.

Weitere Nordlichtbilder findet ihr in der Galerie Nordlichter.

Blick durch das Fährbullauge

Berge am Lyngenfjord

Russelv B&W

Hütte am Fjord

Aus den Zeitrafferaufnahmen und einigen Bildern erstelle ich gerade einen Film, den ich euch im 3. Teil der Norwegen Beiträge zusammen mit den besten Nordlichtbildern zeigen werde.

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5 Kommentare

  1. Interessant wie sich die Fotos in Details unterscheiden und wieder ähneln ☺. Ich bin gespannt auf den 3. Teil der Erzählung mit den Highlights der Tage.
    Schön wie Du die genauen Orte recherchiert hast. Ich war da bisher faul und habe mich aufs stets eingeschaltete GPS verlassen, das die Aufnahmeposition in die EXIFs schreibt…

    LG Fabian

  2. Super beschrieben, danke und weiter so.
    Thomas

  3. Superschöne Bilder. Das ist schon beeindruckend, insbesondere wenn man sich noch vorstellt, dass das alles echt ist.

  4. Mir ist auch wieder eingefallen, wie sich der kleine Nachtisch bei Silvia und Vidar zu unserem ersten Abendessen “schimpft“: Affogato – ein Espresso mit Vannilleeeiskugel.

    Falls Du noch Material brauchst, melde Dich doch einfach. LG Fabian

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