Nach langem Warten kommt sie endlich: die Urlaubszeit. Ziel für die zwei erholsamsten Wochen des Jahres ist in diesem Jahr die südliche Bretagne. Die Gegend um den Golfe de Morbihan lockt mit spektakulären Landschaften, großartigen Stränden, gemütlichen Dörfern und viel Geschichte und Geschichten. Im ersten Teil berichte ich euch von der Anreise und den ersten Tagen. Viel Spaß beim Lesen.
Zwischenstopp Chartres
Unser Urlaubsziel liegt gut 1000 km westlich von uns. Wir fahren früh morgens los und haben nach 30 km schon unser Urlaubsland Frankreich bei Strasbourg erreicht. Den Rest der Fahrt geht es auf den kostenpflichtigen aber hervorragend ausgebauten Autobahnen über Metz, Reims, an Paris vorbei nach Chartres, unserem Zwischenstopp. Chartres liegt ca. 100 km westlich von Paris und besitzt eine wundervolle gut erhaltene mittelalterliche Altstadt. Im Zentrum steht eine Kathedrale, die ihresgleichen sucht. Schon bei der Anfahrt sieht man das Bauwerk in der ansonsten recht flachen Landschaft. Das Gebäude überragt die Stadt auf einer Anhöhe stehend. Die beiden Kirchtürme sind sehr hoch und von unterschiedlicher Bauart.
Bei der Ankunft haben wir das zentral gelegene Hotel bezogen und sind bald darauf in die Stadt aufgebrochen. Nach kurzer Stärkung in einem gemütlichen Restaurant ging es weiter zur Besichtigung der Kathedrale. Als besonderes Geschenk spielt die Orgel und lässt das Kirchenschiff erbeben. Da lohnt es, sich in die Bänke zu setzen und eine Weile zu lauschen. Ein grandioses Erlebnis.
Die Kirche ist im gotischen Stil erbaut und beeindruckt sowohl durch Ihre Dimensionen, als auch durch weitere Besonderheiten.
Zum einen habe ich bisher keine Kirche gesehen, die so viele kunstvoll gemalte Fenster mit einem faszinierenden Blau als vorherrschender Farbe besitzt.
Zum anderen ist der Chorraum mit einer riesigen, steinernen Außenwand umgeben, die an Geschichten und Figuren sowie Schmuckelementen überreich verziert ist. Das ist sehr kunstvoll und sollte man gesehen haben.
Im Hotel ist uns ein Flyer aufgefallen, der die Lichternacht in Chartres anpreist. Also haben wir den Sonnenuntergang abgewartet und gegen 22 Uhr ging es los. Ein spezielles Projektorensystem hat mehrere Videosequenzen auf das Portal und die Türme der Kathedrale geworfen. Diese waren genau an die Formen des Gebäudes angepasst. Sehr stimmungsvoll. Das Ganze vor dem tiefblauen Nachthimmel. Der Abend war ein Erlebnis und bleibt uns lange in Erinnerung.
Ankunft in Quiberon
Am nächsten Tag haben wir die verbliebenen 400 km nach Quiberon zurückgelegt. Das war dann schon ein wenig eng auf den Straßen. Die Bretagne ist zwischenzeitlich ein beliebtes Ferienziel. Allerdings vor allem für Franzosen. Deutsche Touristen sind wenig vertreten. Engländer und Spanier trifft man etwas häufiger an. Wir haben den Schlüssel für unser Haus geholt. Das liegt ca. 100 Meter vom Wasser entfernt in einem Ortsteil von Quiberon in sehr ruhiger Lage zwischen anderen zum Teil sehr alten typisch bretonischen Häusern. Ein schöner Garten ist auch dabei. Nach dem Einrichten haben wir erstmal den Weg zum Meer gesucht und die Wassertemperatur bei einem ersten Bad getestet. Wie zu erwarten kühler als der heimische Baggersee, aber nach etwas Gewöhnung herrlich erfrischend.
Port Haliguen
Da das Wetter anfangs noch recht wechselhaft ist, haben wir keine ausgedehnten Touren geplant, sondern zunächst die nähere Umgebung erkundet. Sehr schön ist in der Bretagne, dass die Küste überall zugänglich ist und man auch in Siedlungen eng am Wasser auf Pfaden unterwegs sein kann. So sind wir von unserem Ferienhaus Richtung Quiberon losgelaufen und haben uns an der herrlichen Küstenlandschaft berauscht. Nach einigen Kilometern sind wir im Fischer- und Yachthafen Port Haliguen gelandet. Dort gibt es ein bekanntes Kunstwerk zu bestaunen: „Der Fischer und die Nixe“. Der deutschstämmige Karsten Klingbeil (1925 – 2016) hat es geschaffen und der Stadt geschenkt. Es ist sehr persönlich, da der Bildhauer dem Fischer seine Züge gegeben hat. Er schaut über die Hafeneinfahrt hinweg zu der Skulptur einer hübschen Nixe, die sich dort gerade aus einem Fischernetz befreit.
Außerdem steht auf dem Quai noch ein Leuchtturm – nicht sonderlich imposant, aber sehr passend. Der alte Fischerhafen ist von einer Reihe alter Gebäude umgeben und bietet einige schöne Möglichkeiten zum Einkehren.
Auf dem Weg zurück beeindrucken uns einige sehr alte und schön gelegene Häuser über dem Meer mit wunderbarem Blick über das Wasser Richtung Golfe de Morbihan.
Wanderung Cote Sauvage
Sobald sich das Wetter bessert, brechen wir zu einer Wanderung entlang der Westküste der Presqu‘ile de Quiberon (Halbinsel Quiberon) auf. Von einem Parkplatz bei Port Kerne laufen wir los entlang des Küstenweges Richtung Norden. An ein zügiges Laufen ist allerdings nicht zu denken. Alle paar Meter müssen wir vor Staunen anhalten und genießen die herrliche Aussicht über spektakuläre Felsformationen, die die Fantasie anregen. Unwillkürlich fallen einem die verschiedensten Namen und Figuren für die Gesteinstürme ein. Hinzu kommt, dass die Brandung hier ständig Wasserfontänen in die Höhe schießen lässt, die einem den Atem rauben. Der Atlantik trifft hier mit voller Wucht auf Land. So ist es auch nicht verwunderlich, dass überall Badeverbote und Gefahrenhinweise aufgestellt sind. Nur an einigen etwas geschützteren Buchten kann man sich bei Niedrigwasser ins Wasser wagen. Während der Wanderung zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Sonne und schnell ziehende Wolken ergeben den passenden Hintergrund für eine wunderschöne Küstenlandschaft. Ein strammer Wind sorgt für die nötige Kühlung.
Leider ist aufgrund der Hochsaison eine der Hauptattraktionen, ein natürliches Felsentor, so überlaufen, dass man an ein Foto nicht zu denken braucht. Trotzdem ist das grandios. Einige Meter weiter befindet sich auf einer Anhöhe eine Hausruine, die sehr idyllisch über dem Meer liegt.
Am nördlichsten Punkt haben wir umgedreht und sind den gleichen Weg zurückgelaufen. Die veränderte Perspektive ist auf dem Rückweg nochmal so interessant und eröffnet neue Einblicke und Sichtweisen.
Markttag in Quiberon
Am Samstag ist in Quiberon Markttag. Trotz Regen haben wir uns mit den Rädern auf den Weg gemacht. So gegen 10 Uhr ist das Gedränge am größten und man kann die Standbesitzer in Aktion erleben. Zwischen den Ständen ist nicht viel Platz und so schiebt sich die Menge im Schneckentempo von Stand zu Stand. Was da alles feilgeboten wird ist schon toll. Neben Obst und Gemüse gibt es natürlich Fleisch- und Wurstwaren, Bäckereiprodukte, Käsespezialitäten der Region und, da wir unweit des Atlantiks sind, alle nur denkbaren „fruits des mer“ (Meeresfrüchte). Eine unglaubliche Zahl unterschiedlicher Fische, Kalmares, Tintenfische, Muscheln (natürlich Austern), Krebse, Krabben und Hummer in stattlicher Größe werden angepriesen und verkauft. Schließt man die Augen, so wird der Geruch der einzelnen Stände noch intensiver wahrnehmbar und zeigt, was zu bekommen ist. Ein Fest für alle Sinne. Die Anbieter versuchen die Kunden mit kleinen Proben anzulocken und zum Kauf zu bewegen. Dies umso aufdringlicher, je näher das Ende des Marktes rückt. Gegen Mittag, lässt die Laune, etwas für zu Hause zu besorgen nach, und es wird eher dem kulinarischen Angebot zugesprochen. Ob Fischsauerkraut, Baguette mit verschiedenen Beilagen oder Crepes in unterschiedlichsten Variationen von herzhaft bis süß, für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Punkt 12:30 Uhr ist dann Schluss. Die Standbesitzer räumen ein, die Kundschaft verschwindet zufrieden nach Hause und trinkt vielleicht noch eine „petit café“. 1 Stunde später erinnert nur noch die Straßenreinigung daran, was vormittags hier los war.
Vom Regen haben wir nur wenig gemerkt. Er ist bei 20°C gut auszuhalten. Außerdem ist es ein feiner Nieselregen.
Am Hafen und in der Stadt beim Leuchtturm haben wir dann noch mehrere Konservenfabriken entdeckt. Z.B. die Conserverie la Belle-Iloise oder die La Quiberonaise. Das ist eine Spezialität der Bretagne, die in den letzten Jahren verstärkt Auftrieb erlangt. Es sind Fischkonserven, die hier hergestellt werden. Insbesondere Sardinen, Makrelen und Thunfisch werden verarbeitet. Der Fisch wird mit einer Unzahl verschiedener Soßen eingekocht und haltbar gemacht. Früher eine unverzichtbare Methode, um Fisch länger aufheben zu können, ist es heute vor allem eine Delikatesse für Feinschmecker. Wir haben diverse Geschmacksrichtungen probiert und waren begeistert. Toll sind dazu noch die sehr kunstvoll dekorierten Dosen.
Abends wollten wir eigentlich nach Concarneau auf das dortige Fischerfest. Das haben wir aufgrund des Wetters nicht gemacht. Tags darauf sind wir dennoch hingefahren. Was wir da erlebt haben erzähle ich euch im Teil 2 meines Bretagne-Berichtes.
Buchtipp
Als Reiseführer haben wir das Buch aus der DUMONT Reise-Taschenbuch Reihe „Bretagne“ von Manfred Görgens verwendet. Es gibt Tipps in der ganzen Bretagne nach Regionen sortiert. Neben Beschreibungen und Bildern der sehenswerten Orte und Örtlichkeiten gibt es Tipps für Restaurants, Sport, Bus-, Bahn- und Bootsverbindungen und Übernachtungsmöglichkeiten.
Manfred Görgens : „Bretagne“ Dumont Verlag, ISBN:978-3-7701-7357-0
Pingback:Bretagne Concarneau- Teil 2 – An Di – Fotografie
Pingback:Bretagne – Belle Ile Teil 3 – An Di – Fotografie